In einer Zeit, in der Gleichberechtigung und Gender-Wahn an der Tagesordnung sind und emanzipierte Frauen gerade im esoterischen Bereich ihre Kräfte neu entdecken; in der es wieder Mode ist, über alternative Heil-und Geburtsmethoden nachzudenken, kommt es immer öfter zu seltsamen Auswüchsen zum Thema Frauen in den alten Zeiten. Um dem jahrhundertelangen Testosteron-Überschuss ein Gegengewicht zu bieten, wird heute gern von einer Ur-Göttin gesprochen, und schnell verdreht man die ganze Historie, um besonders stark zu erscheinen. Da wird dann nur noch über die Verbrennung der weiblichen Hexen gesprochen, die Unterdrückung der Ehefrauen und Töchter und die niedrigere Bezahlung und Anerkennung im Job.
Verlust historischer Bezugspunkte
Das in manchen Gegenden jede 4. verurteilte "Hexe" ein Mann war und es oftmals gar nicht um Hexerei sondern viel mehr um Rache oder Ablenkung von eigenen Verfehlungen, auch von Frau zu Frau und somit unter "Schwestern", ging, wird schnell vergessen. Das es durchaus Sinn macht, eine Arbeitsaufteilung innerhalb einer Familie im Sinne der körperlichen Stärke und der Fähigkeiten aufrecht zu halten und eben nicht die zierlicheren Frauen in den Kampf zu schicken während die Herren zu Hause bleiben und für Kind und Herd sorgen ist heute aufgrund unserer Arbeitswelt nicht mehr nachvollziehbar, war aber für Jahrhunderte überlebenswichtig. Ob eine Frau sich diskriminiert fühlt kann sie eigentlich nur für sich selbst beantworten, leider wird dies heutzutage gern von anderen übernommen und gewertet- und an der Stelle verlassen die heutigen Emanzen den eigentlichen Weg der "Frauenpower" und ordnen sich einer neuen Macht unter- dem auferlegten Pflicht-Weiblichen.
Vor vielen Jahrhunderten (auch in so "unzivilisierten" Gesellschaften wie denen der Slawen) ging es durchaus selbstbewusst zu. Kein Mann hätte es gewagt, das weibliche Leben in der Gemeinschaft zu beeinflussen- Männer und Frauen lebten in ihrer eigenen Welt, die sie dominierten. Die Hüterinnen des Herdfeuers und der Familie waren genau das, was heute so verpönt erscheint- Hausfrauen. Mit einem eklatanten Unterschied- sie konnten diese Rolle selbstbewusst füllen und Herrinnen konnten sogar eine höhere Bildung als ihre kriegerischen, umherziehenden Männer erreichen. Nicht nur bei den Wikingern hatten die Frauen die Macht über die Sippe, wenn der Mann auf Reisen war.
Das stickende Burgfräulein ist eine Erfindung des romantisch verklärten 19. Jahrhunderts. Und leider auch Resultat der Welt der männlichen Götter. Wenn nur noch ein "Mann" zur Anbetung bleibt, verliert die starke Frau ihre Funktion. Schleichend langsam werden aus mächtigen Äbtissinnen mit großartigem Heilwissen einfache Nonnen, deren Welt durch die Reformation in Sachsen fast ausstarb. Aus Kräuterweibern nur noch alte Frauen mit erhöhter Arztrechnung und aus der rituellen Begrüßung eines neugeborenen Kindes in der Gemeinschaft eine Babyshower-Party, bei der es vor allem um hübsche Geschenke für Mutter und Kind und anscheinend reichlich Sekt geht und das größte Geschenk, das Kind an sich, selbstverständlich erscheint.
Ein männlicher Götterpantheon?
Immer öfter wird geschrieben über die Götter der Slawen- Radegast, Czernebog, Svantovit und viele weitere bieten sich regelrecht an, um eine Traum-Götterwelt der Slawen zu erfinden. Problem daran ist nicht nur, das die Slawen gar keinen einheitlichen Götterpantheon hatten und so einige dieser Herren mehr Schein als historische Substanz bieten- abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen werden die Damen in diesem Status des Erhöht-Mächtigen übersehen. Einige habe ich Ihnen im Bezug auf die Sorben schon vorgestellt- heute sollen es nun sehr Viele mehr werden, auch wenn die Liste nicht vollständig sein kann.
Nicht immer finden sich Hinweise auf sie in der Welt der Sorben- manche werden uns wohl immer unbekannt bleiben. Aber Frauen sollten zusammen halten- und so habe ich hier auch einmal die Großen Frauen der Jakuten, der Schaman(-inn)en und Östlichen Slawen zur Vorstellung ihrer selbst eingeladen. Es überrascht oft, wie doch alles Eins ist- und das die Erfindung der Nationalität eben nicht so wichtig ist wie wir es heute annehmen.
Leider findet man nur sehr selten Informationen zu ihnen- wenn man nicht schon den Namen weiß, sucht man wortwörtlich die Nadel im Heuhaufen. So bin ich in diesem Beitrag auf ein Buch (Quelle: Lexikon der Göttinnen von Patricia Monaghan) und wenige Informationen angewiesen, die nur einen ersten Eindruck zu jeder einzelnen Göttin oder auch Naturerscheinung vermitteln können. Diese Göttinnen (der Einfachheit halber nenne ich sie so, auch wenn uns klar sein muss, das es in den wenigsten Fällen allmächtige Wesen sind, wie wir dies heute als "Gott" definieren) sind oder waren meist nur lokal bekannt und es ist die Aufgabe anderer Forscher, z.B. nach Russland zu reisen und die dortigen Schamaninnen zu fragen, ob es dort noch so zelebriert wird- so ist auch eine Festlegung auf "ist" oder "war" manchmal schwer zu finden.
Hintergrund dieses eher allgemein ausgerichteten Ausblicks ist es, Elemente der sorbischen Mythen in der alten slawischen Welt zu entdecken. Nicht, um neue Göttinnen zu finden, die man dann anbeten kann. Es geht um die Geschichte der Mythologie eines Volkes, das sich selbst ein wenig verloren hat. Und vielleicht muss dann auch die ein oder andere "Neu-Hexe" nicht auch noch Hekate um Hilfe bitten, wenn sich eine slawische Alternative regelrecht anbietet und den eigenen Wurzeln der Weiblichkeit viel näher ist.
"Gleichstellungswahn" bei (germanischen) Historikern
Bevor ich die Damen vorstelle soll Eines erwähnt werden: Die Forschung neigt dazu, gerade Götter und Mythen immer wieder nationalistisch korrekt gleichzusetzen. Wenn es also eine Diana als Göttin der Jagd gibt, dann muss die Göttin der Jagd der Schamanen dieselbe sein- so der Gedanke. Ja-es geht um ein und dieselbe Urkraft. Diese werden Sie bei den von mir vorgestellten Göttinnen erkennen- sie basieren immer auf Beobachtungen und Ängsten sowie Wünschen der Menschen- diese sind überall in der Welt ähnlich. Das Problem ist, das die Menschen vor 1000 Jahren kein Internet, keine Bücher, keine Nachrichten im Fernsehen hatten, die ihnen etwas von Göttern am anderen Ende ihrer Welt beibrachten. Immer wieder davon auszugehen, das die slawische Göttin ja nur eine Kopie einer Germanischen wäre, ist völlig irreführend und zeigt eigentlich nur eines: das Kolonialdenken einer westlichen, sich überlegen fühlenden Welt . Die Verknüpfungen zur westlichen Welt entstanden erst im Zeitalter der Christianisierung, wodurch die Urformen der slawischen, mythologischen Gestalten auch transformiert wurden- aber nicht erst erfunden.
Ich werde also bewusst nur dann auf ihre bekannten Pendants eingehen, wenn es notwendig ist aufgrund irreführender Überlieferung- auch mir sind die Parallelen bekannt. Ich überlasse es Ihnen, die klassischen germanischen Pendants oder sonst wen hineinzudeuten. Ich für meinen Teil sehe die Göttinnen im Zusammenhang mit den Urkräften die man ihnen zuschreibt und aus der Abgeschiedenheit der Völker heraus, die sie hervorbrachten.
Das Lexikon der (slawischen und sibirischen) Göttinnen
Ajysyt, Aisyt war bei den Jakuten Russlands die "geburtsgebende nährende Mutter". Sie soll den Frauen bei den Wehen helfen, aber auch dem Neugeborenen eine Seele einhauchen. Des weiteren half sie beim kalben und war die Göttin der Haustiere, besonders der Rinder. Männer dürften bei den geheimen Zeremonien der Frauen nach der Geburt nicht anwesend sein, dies hätte die Opferung, meist in Form von Tiereingeweiden auf einem besonderen Speisetisch in der Geburtskammer, entweiht. Wenn das Baby geboren war, wurde der Göttin von der Hebamme Butter dargebracht, die sie auf die Brust des Kindes- auf das Herz- und verbunden mit einem kleinen rituellen Spruch, strich. Die nächsten 3 Tage dürfte die junge Mutter keine Besucher außer ihrer Freundinnen haben, mit denen sie die "Butter für Ajysyt" aß. Nach diesen 3 Tagen nahm die Hebamme das Stroh des Bettlagers und band es in die Krone eines hohen Baumes. Ajysyt besaß das Goldene Buch des Schicksals, in welchem sie jede neugeborene Seele verzeichnete. Sie lebte auf einem hohen Berg in einem Haus mit 7 Geschossen, von welchem aus sie das Schicksal der Welt kontrollierte.
Baba Jaga ist wohl die bekannteste Hexe der russischen Märchenwelt. Das es sich dabei um die "Alte Frau des Herbstes" handelt wird in den lustigen Filmen nie erwähnt. Im Glauben der osteuropäischen Landbevölkerung hauste sie in der letzten Garbe des geernteten Getreides. Die Frau, die diese Garbe band, würde in diesem Jahr noch ein Kind empfangen oder gebären. Die russische Version ist Furcht einflößend. Sie reist in einem Mörser, mit dem Stößel rudernd, über den Himmel und verwischt ihre Flugspuren mit einem Besen. Sie lebt tief im Wald und erschreckt Wanderer zu Tode, welche sie anschließend verschlingt und deren Schädel sie auf die Spitzen ihres Gartenzauns pflanzt. So ist sie eher eine Geburts- und Todesgöttin des ewigen Kreislaufs als die Hexe im Haus auf einem Hühnerbein, das irgendwann im Laufe der Märchenbildung ergänzt wurde. Sie ist wohl eine der Wenigen, die es bis zu unseren Kulturkreisen geschafft hat und einen gewissen Bekanntheitsstatus hält.
Bugady Musun war die Mutter aller Tiere bei den Ewenken (Volk Sibiriens). Sie galt als sehr alte, aber starke Frau, in ihrer Tiergestalt eine riesige Elchkuh oder ein Rentier darstellend. Sie war die Regentin über alles Leben- sowohl der Pflanzen der Wilden Taiga als auch der Nahrung der Menschen. "Iß, bis du satt bist! Sei uns nicht böse, sondern schütze uns!" betete man, während Stücke von Fleisch und Fett im Feuer geopfert wurden. Sah ein Felsen einem Rentier oder Elch ähnlich, wurde dieser gern als heiliger Felsen der Göttin angesehen.
Colleda ist die serbische Göttin der Wintersonnenwende und somit die Empfängerin des zeremoniellen Yug-Scheites. Sie ist recht bekannt in Osteuropa und steht in Zusammenhang mit einer Art Weihnachtssingen der Kinder, dem Koledari, das es noch heute in vielen Ländern Osteuropas unter leicht abgewandelten Namen gibt. Sie ist in ihrer zerbrechlichen, jungfräulichen Art trotz allem eine starke Göttin des sterbenden Lichtes am Ende des Jahres. Wenn das Licht wiederkommt- nach den uns bekannten Raunächten, gehen die Kinder von Haus zu Haus und bekommen süße Kuchen und danken damit für die Wiederbelebung von Wachstum und Licht. Interessanterweise ist aus der süßen, jungfräulichen Göttin in Russland ein recht männliches Winterkind geworden. In Bulgarien ist Koleda das Wort für das heutige Weihnachtsfest. Diese mythologische Gottheit bietet reichlich Entdeckungspotential, erinnert sie in manchen Aspekten doch auch an einige frühere Bräuche der Sorben im Rahmen des Zamperns und der Weihnachtszeit.
Dolja und Nedolja sind nicht etwa Schwestern, sondern ein und dieselbe Schicksalsgöttin aus Russland, die hinter dem Herd gewohnt haben soll. Hatte sie gute Laune, wurde die kleine alte Dame Dolja genannt, und sie brachte Glück. Gab man ihr Anlass zum Ärger oder hatte sie ganz einfach nur schlechte Laune, war sie die Nedolja, die in Fetzen gekleidete alte Hexe des Pechs.
Dziwozony waren die wilden Waldfrauen, die man vor allem in Polen unter diesem Namen in schwer zugänglichen Höhlen (in den Bergen) angetroffen hätte. Sie erforschten die Geheimnisse der Natur und waren vor allem kundig in den Heilkräutern. Es waren harmlose Geister mit grossen, eckigen Köpfen, langen Fingern und rötlichen Körpern. Unter anderen Namen waren sie auch bis nach Bulgarien bekannt- allerdings scheint es bei Ihnen einen drastischen Wandel gegeben zu haben, wird man heute für den Begriff Dziwozona doch eine ganz andere Charakteristik finden- den einer düsteren Version der Rusalka, einer im Sumpf lebenden, Kinder raubenden und Wechselbalg bringenden Dämonin. Einer wódna żona im Sorbischen- einer Wasserfrau. Da es diese nymphenähnlichen Damen in den Sagen der Sorben ganz direkt gibt, sollen sie hier nur kurz erwähnt werden und später einmal ihren eigenen Auftritt erhalten.
Erce war die Erdmutter- nicht nur bei den Slawen sondern auch bei den Angelsachsen. Jedes Frühjahr ehrte man sie im slawischen Raum damit, das man Milch, Mehl und Wasser in die Furchen des frisch umgepflügten Bodens goss. Sie war eine dreifache Göttin- jung im Frühling, eine werdende Mutter im Sommer und eine Alte, wenn der Winter kam. Diese dreifache Form einer Göttin ist sehr verbreitet und findet sich überall in den Mythologien als Symbol der Fruchtbarkeit und im landwirtschaftlichen Jahreskreis.
Horsel, Orsel hatte ihren Tag am 21. Oktober- sie war die (slawische?) Mondgöttin. In Zeiten der Christianisierung wurde sie zur Heiligen Ursel in den Regionen, in denen sie einst im Heidnischen verehrt worden war und aus dem Mondfest wurde der Tag der Heiligen, die eigentlich aus der Bretagne gestammt haben soll und eine Märtyrerin gewesen sein soll. Die heilige Ursula von Köln ist heute diese entsprechende Heilige- von der leider nur Legenden überliefert sind und fraglich ist, wann und wo sie wirklich gelebt hat. Auch die genaue Zuordnung der Göttin scheint schwierig- mal erscheint sie im Zusammenhang mit den Sueben, mal bei den Schwaben, dann wieder bei den Slawen. Wo es sich hier um Übersetzungs- oder auch Deutungsfehler handelt und zu wem diese Dame überhaupt gehört muss wohl noch näher untersucht werden... sie scheint mehr Legende als reale Heilige zu sein und selbst ihre vorherige "Göttinnen-Form" ist verwirrend. In Thüringen wird sie dann als Tut-Orsel auch noch zur Begleiterin der Wilden Jagd in Eulengestalt und schlecht singenden Nonne mit Zuordnung zur germanischen Mythologie.
Ja-Neba war die Mutter Erde bei den Samojeden Sibiriens. Als Ahnherrin der Menschheit und Herrin über die Tiere wurde sie in Statuen verehrt, welche mit dem Blut der erjagten Tiere übergossen wurden. Das sollte die Göttin dazu bringen, mehr Jagdwild herbeizuschaffen. Von Rentieren wurden auch Herz und Kopf geopfert, von Elchen wurden Zunge und Nüstern geopfert.
Jezenky wollten Sie bestimmt nicht in Tschechien und in der Slowakei begegnen. Sie galten als Geist-Frauen, die nachts umher reisten und Menschenkinder raubten, die sie dann in Käfigen hielten und durch die Stäbe fütterten. Trafen Sie diese Damen nachts auf einsamen Wegen dann stachen diese netten Geister Ihnen eventuell die Augen aus.
Kasum-Naj-Ekva ist die Ahngöttin der sibirischen Mansi am Fluss Kasym und ist dementsprechend keine slawische Göttin. Die Geschichte dieser Großen Frau des Schamanischen Umfeldes ist allerdings sehr interessant im Zusammenhang mit den starken Frauen und wie sie überformt wurden. Auch gibt es durchaus schamanische Urmuster in sorbischen Sagen, von denen an anderer Stelle noch die Rede sein wird.
Ergänzung: Diese Zusammenhänge sind heute kaum mehr bekannt, da der sibirische Schamanismus an sich fast einer Ausrottung in Sowjetischer Zeit zum Opfer fiel und erst seit den 70er Jahren in der westlichen, meist englisch sprachigen Welt "neu entdeckt" wurde. In diesem Zusammenhang besteht für die Sorbische Mythologie noch reichlich Aufarbeitungspotential und die Entdeckungen bei den noch lebenden schamanisch geprägten Gemeinschaften könnten uns kleinem Inselvolk ganz neue Erkenntnisse zum Ursprung unserer Sagenwelt liefern. Nach meinen bisherigen Forschungen fiel z. Bsp. noch Niemandem auf, das gerade in der so populären Krabat-Sage eines der mächtigsten Elemente schamanischer Praxis versteckt ist...mehr sei hier noch nicht verraten.
Der Name Kasum-Naj-Ekva bedeutet "Große Frau", sie wurde auch als "Birkhuhn" (Tetjorka) benannt. Sie trug als Auszeichnung der Tochter des höchsten Gottes Vogelgehänge im Haar, die beim Gehen klingelten. Sie war so mächtig, das sie sechs Gegner im Kampf auf einen Streich töten konnte, zauberte und für die Macht ihrer Sprüche bekannt war. Sie heiratete einst einen Mann und hatte eine Tochter, als sie die beiden verließ, verzauberte sie die Tochter in einen Berg. Ihr zweiter Mann war allerdings der Zwilling des Ersten, was sie erst später erfuhr, so verließ sie auch ihn und wurde zu der Ahnherrin der Menschen am Fluß Kasym. Sie verehrten sie als Vogelgöttin und ihr Bildnis wurde von den Frauen auf Babykissen als Bitte zum Schutz für das Neugeborene gestickt.
Bei den Chanten wurde sie auch als Vut-Imi verehrt. Hier wurden ihr beim Bärenfest Lieder gewidmet oder an anderen Tagen Feuer entfacht. Sie hatte die arktische Welt erschaffen, indem sie aus ihrem Heim im Eismeer rund um die Welt reiste und Handschuhe, Schlitten und Rentiere fallen ließ. Aus diesen wurden dann Flüsse, Hügel und Kiefern. Danach zog sie sich auf eine Insel im See Numto zurück, der eine heilige Stätte wurde. Man schuf ihr Bildnis aus Silber-und Goldplatten und es stand in einem kleinen Gebäude. Darum herum hingen Kessel an Haken, in Menschengestalt geformt.
Sie trug den Anhänger einer grauen Henne, welche wiederum auch bei den Menschen am Kasym als Schutzgeist für schlafende Kinder, aber auch Besitz galt. Sie hieß auch Teterej sowie "Große Frau des Kasym Flusses". Der Frauenkult der Grauen Henne geht auf die Zeiten des Matriarchats zurück, wurde aber später von Männern übernommen, was dazu führte, das die Frauen nicht einmal mehr die heilige Insel im Numto betreten dürften.
Die Kikimora ist eine weitere kleine Frau, die in Russland hinter dem Küchenherd lebt. Als unsichtbare Plage ist sie allerdings weniger beliebt, ärgert sie doch die Frauen beim Spinnen, indem sie den Spinnrocken zerzaust und die Bewohner des Hauses mit ihrem Gepolter in den Wahnsinn treibt- andererseits ihre nächtlichen geheimnisvollen Geräusche auch als Warnung vor Gefahr gute Dienste leisten- falls man nicht vorher vor diesem Poltergeist flieht.
Sie zu sehen bedeutet Unglück, sie stiehlt Geflügel und ihr verdanken wir den Brauch, das man Steine mit einem natürlichen Loch (Hühnergötter... daher der Name, russ. Kuriny Bog) im Stall über das Nest hängen soll.
Die Kikimora ist eine sehr alte Gestalt, die eine nähere Betrachtung nötig macht, da sie in Zusammenhang mit der Mara, der Mokosch, aber auch den Schicksal spinnenden Moiren gebracht wird.
Das Spinnenhafte kann man dieser Göttin nicht absprechen, seit 1988 ist sie sogar amtliche Namenspatronin einer Zwergspinnenart, der Kikimora palustris. Da sie auch als eine Art Monster im Sumpf in der Mythologie auftaucht, war der Schritt zur Monsterspinne in Andrzej Sapkowskis "Hexer-Saga" (poln. Saga o Wiedźminie) nur ein kleiner Schritt. Seitdem die Romanreihe zum Computerspiel gemacht wurde, wird Ihnen jeder "Geralt-von-Riva-Fan" sofort sagen können, wie man so eine Kikimora bekämpft. Nur leider wissen die Spieler meist nichts mehr von der kleinen alten Frau hinterm Herd...
Kostrubonko ist eine russische Auferstehungsgöttin des Frühlings. Jedes Jahr im Frühling legte sich eine junge Frau auf die Erde und spielte "tot", sie übernahm die Rolle der Kostrubonko. Die Bewohner des Dorfes bildeten dann einen Kreis um sie und sangen klagend: "Kostrubonko, die von uns geliebte, ist tot." Dann folgte die Wiederauferstehung der Göttin, verkörpert durch die junge Frau, die nun von fröhlichen Gesängen begleitet wurde. Andere Überlieferungen beschreiben sie als Kostroma. Sie ist eine in weiß gekleidete Gestalt, die im Ritual des Frühlingsführens mit einem Eichenzweig in der Hand eine Prozession durch das Dorf anführte. Im Frühsommer wurde dann Kostromas Beerdigung gefeiert- sie wurde, ganz wie eine Leichenprozession, als Strohpuppe in einem Sarg ans Wasser getragen und dort begraben, verbrannt oder sogar in Stücke gerissen, um eine gute Ernte zu gewährleisten. Einiges an diesem Ritus erinnert an die Vorgänge um die Marzana und das Hexenbrennen/Winter austreiben.
Kou-Njami war die Sonnengöttin der Tawgisamojeden Sibiriens. Jedes Jahr wurde sie zu Beginn der Winterzeit feierlich verabschiedet, wofür ihr ein weißes Rentier geopfert wurde. Dieses wurde, nach Süden ausgerichtet, in einen Baum gehängt. Bei den Juraksamo, einem verwandten Stamm, war sie das Auge des Himmels. Man dürfte keinen Pfeil noch mit dem Gewehr in den Himmel schiessen, um die Göttin nicht zu blenden (das Augenlicht rauben).
Kupala ist die russische Göttin der Sommersonnenwende und die Zwillingsschwester der Kostroma. Auch sie erschien wieder als schön gekleidete Strohpuppe, in diesem Fall aber als Symbol des Sommers, der Kräuter, der Magie, der Reinigung durch Wasser und Feuer. Auf dem Balkan wurde sie aus Birken gefertigt, deren untere Zweige entfernt wurden, so das sie nur einen Schopf aus Birkenblättern trug und dann angekleidet wurde. Die Geschichte der beiden Zwillingsmädchen ist eine sehr Interessante, die mit der Sommersonnenwende und dem russischen/ukrainischen Ivan-Kupala-Fest in Zusammenhang steht. Hier wird heute offiziell Johannes der Täufer gefeiert (russ. Iwan Kupala) und es wird gern bestritten (von russisch-orthodoxen Forschern womöglich?), das es je eine weibliche Urform gab, die dem Tag geweiht war. So wird Kupalo (männliche Schreibweise!) heute gern als neuheidnische Erfindung abgetan- ob sie es ist, kann ich leider noch nicht beantworten. Seltsam nur, das überall in der Welt Sommersonnenwend-Feiern schon zelebriert wurden, bevor Johannes der Täufer und das Christentum aufkamen. Seltsam auch das die Fruchtbarkeit, und somit auch der Jahreskreislauf, immer weiblich ist und dann ein männlicher Heiliger geehrt wird. Und warum wurde eigentlich aus der weiblichen Kupala bei den "Neu-Heiden" ein männlicher Kupalo? Die slawische Grammatik kann schon sehr verräterisch sein...
Zur Marzana oder Marena finden Sie hier einen eigenständigen Artikel zum Hexenbrennen /Winter austreiben.
Mati Syra Semlja ist bei den Slawen, wie der Name schon verrät, die "feuchte Mutter Erde". Es galt als große Sünde, die Erde vor dem 25. März mit Eisenwerkzeugen zu malträtieren, denn Mutter Erde war zu der Zeit "schwanger". Sie ist die große Quelle für die Macht und die Stärke ihres Volkes; um einen Eid zu schwören, aß man etwas Erde oder legte einen Erdklumpen auf seinen Kopf, auch vom Hochzeitspaar aß jeder einen Löffel voll Erde. Mati hatte bei den Russen prophetische Kräfte, und wenn man ein Loch in den Boden grub und daran hörte, dann verriet sie, wie die Ernte werden würde. Das Geräusch eines vollen Schlittens bedeutet volle Ernte, das klingeln eines leeren bedeutet schlechte Ernte.
Mou-Njami ist ebenfalls Mutter Erde bei den Völkern Sibiriens (die eine uralische Sprache sprechen). Sie trug in sich Augen wie andere Geschöpfe Eier und gab diese an die Kinder im Mutterleib, womit sie eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Kinder spielte. So war es den Jägern verboten, die Augen ihrer Beutetiere zu verletzen, sie wurden sorgfältig entfernt und als Gabe an Mutter Erde vergraben. Mou-Njami hatte einen riesigen grünen Rücken, denn Gras war ihr Fell. Sie warf es jedes Jahr ab und es wuchs ihr ein Neues. Die Haut der Mutter war der Boden, der möglichst nicht von ihrem Volk mit Eisenmessern oder Speeren verletzt werden dürfte. Auch unnötiges Graben und Pfosten einschlagen war verboten.
Mutter Freitag ist eine russische und slawische Erntegöttin, die vor allem auf die Einhaltung der Feiertage achtet. Wenn an einem, von ihr als wichtig angesehenen Tag, eine Frau am Spinnrad oder am Webstuhl arbeitet oder auch nur Kleidung flickt, steigt Staub vom Erdboden auf und blendet die Tätige.
Wenn es also bei Ihnen wieder einmal sehr staubt - dann ist ein wichtiger Feiertag für Mutter Freitag. Falls Sie noch eine Ausrede gegen die Arbeit suchten, die Slawen haben sie parat.
Navki und Mawki sind die Geister von ertrunkenen oder als Babys gestorbenen Kindern, welche die Lebenden noch sieben Jahre lang halbnackt und weinend heimsuchen. Dann werden sie in liebliche, im Wasser lebende Frauen verwandelt, die vorübergehende Reisende anrufen. Wer sich daraufhin nähert, den springen die Navky an und kitzeln ihn zu Tode.
Über die Poludnica -Mittagsfrau im sorbischen- finden Sie hier einen Artikel
Die Port-Kuva entspricht dem "Hausgeist" vieler Kulturen, in diesem Fall bei den Tscheremissen Ostrusslands. Sie ist die "Frau des Hauses", unsichtbar für menschliche Augen, bis ein Unglück oder eine Krankheit anstehen, dann zeigt sie sich und warnt die Bewohner. So konnte man das Unheil vermeiden, indem man sie nicht beleidigte (denn sie war es, die das Schicksal bestimmte) oder noch abwenden, indem man ihr ein schwarzes Tier opferte. Auch Brot und Pfannkuchen, unter den Dielenbrettern geopfert, konnten helfen. Wenn nachts die Dielen knarrten, dann war die Port-Kuva im Haus unterwegs und kontrollierte, ob alles rechtens und aufgeräumt war. Liederliche Haushalte verließ sie, woraufhin das Dach Löcher bekam und das Haus verfiel. Um also ihre Port-Kuva, oder wie auch immer Sie ihren Hausgeist nennen, bei Laune zu halten, sollten Sie Ihre Familie also zum Aufräumen motivieren...
Poza-Mama war die heiligste Göttin der sibirischen Völker, die im Herdfeuer lebte, aber auch die Herrin der Berge war. Sie sorgte nicht nur für den Erhalt des überlebenswichtigen Feuers, sie hielt auch die Familie zusammen. So spuckten die Chakassen den ersten Bissen der Speise als Opfer ins Feuer; die Negda stellten in der Nähe des Herdes Bilder der Feuergöttin Kutug-a auf und bei den Schoren hieß sie "Dreißigköpfige Mutter des Feuers" oder auch "Mutter des Feuers mit dem goldenen Mantel". Bei den Altai hieß sie Ot Ana (Mutter des Feuers) oder Kyz Ana (Jungfräuliche Mutter, denn sie pflanzte sich ohne männliche Mitwirkung fort). Den Verstorbenen der Familie leuchtete sie mit ihrer hellen Flamme den Weg ins Jenseits. Die Altai hatten strenge Regeln und Tabus: Es dürfte kein Abfall ins Herdfeuer geworfen werden; nie dürfte es unnötig gelöscht werden; kein Eisen darf es berühren; keiner darf das Feuer bejubeln oder verhöhnen.
Die Poza-Mama ist die Vermittlerin zwischen der Menschheit und der anderen Welt- so übte kein Schamane sein Amt aus, ohne zuvor ihre Hilfe zu erbitten.
Rusalky sind in der slawischen Mythologie weibliche Wassergeister, die ursprünglich irdische Frauen waren. Sie waren Ertrunkene, oftmals auch im Zusammenhang mit Selbstmord und Verzweiflungstaten. Sie überwinterten in Federnestern auf dem Grund der Flüsse, bevor sie sich jedes Frühjahr als Gruppe in nackter Gestalt und mit wirren Haaren aus den Flüssen und Seen erhoben. Sie erbaten von den Menschen dann ein weißes Stück Leinen und wuschen sich sorgfältig. Das Leinen- ihr "Handtuch"- hängten sie anschließend in die Bäume. Kam man in Berührung mit diesen Tüchern, litt man von da an unter spastischen Zuckungen. Die Rusalki führten dann, in wallenden weißen oder aus Blättergirlanden gewirkten Gewändern, in Vollmondnächten magische Tänze auf, die zum Gedeihen der Pflanzen dienten. Doch wehe dem, der sie dabei beobachtete: Ihr Gelächter konnte gar töten, und nur vom Zusehen konnte Man(n) die Seele verlieren. Ich hoffe, Sie haben nicht zu lange auf das Bild am Anfang dieses Artikels geschaut...
Die Slawische Göttin Siva /Siwa finden Sie in meinem Artikel zum Jungfernstein.
Sreca und Nesreca sind ein und dieselbe Schicksalgöttin der Serben. War sie ein liebliches Mädchen, das einen goldenen Faden spann, war sie ein gutes Omen und man nannte sie Sreca. War sie eine schläfrige Alte mit blutunterlaufenen Augen, war sie ein schlechtes Omen und man nannte sie Nesreca.
Sudice sind osteuropäische Versionen der Schicksalgöttinnen. Jedes Land scheint für sie eigene Namen zu haben: in Kroatien sind es die Rojenice, in Böhmen Sudicky, in Bulgarien Sudzenici oder Narucnici, in Slowenien Sojenice, in Polen Sudice. Sie wurden als alte, aber schöne Frauengestalten ganz in Weiß dargestellt- auch ihre Haut war weiß. Sie trugen weiße Taschentücher auf dem Kopf und viele Ketten aus Gold uns Silber um ihren Hals, manchmal auch noch Blumengirlanden. Leuchtende Kerzen sind auch zu finden. Sie waren an sich unsichtbar, erschienen nur bei der Geburt und sagten dann die Zukunft des Neugeborenen voraus. Zwei sprachen die guten Wünsche, doch die letzte, die Entscheidende, sprach das Schicksal für das Kind aus. So versuchten die Eltern vor allem die Dritte mit Gaben wie Wein, Kerzen und Brot gütig zu stimmen. Wenn Sie plötzlich das Gefühl haben, die Geschichte kenne ich doch- richtig- es sind die "guten Feen+ vergessene böse Fee" der Dornröschen-Sage, die hier ihre Ur-Form haben. Beim Königskind wurde alles ein wenig erweitert, nun kennen Sie den Ursprung und warum man es sich nie mit Feen (oder eher Schicksalsgöttinnen?) verscherzen sollte.
Tabiti ist die skythische Göttin über das Feuer und die Tiere, der Name allerdings bezeichnet die "Große Göttin" und "Alles Sehende". Auf sie schwor man die höchsten Eide. Sie wurde wohl schon vor dem Eintreffen der Skythen im südlichen Russland verehrt, die gefundenen kleinen Tonfiguren einer aufgerichteten schwangeren Göttin zeigten ein anderes Bild als die geflügelte Halbschlange, die bei den Skythen später oft zwischen einem Raben und einem Hund sitzend, dargestellt wurde. Nach Strabon (antiker griechischer Geschichtsschreiber) sei sie die Beschützerin der Seeleute auf dem Schwarzen Meer gewesen, die ihr jeden opferten, der in ihr Gebiet eindrang.
Anmerkung: Die kleinen Tonfiguren von schwangeren Frauen wurden schon an vielen Stellen in Europa und darüber hinaus gefunden und sind derzeit noch nicht eindeutig geklärt. Waren es Göttinnen? Die Schwangere Frau an sich, dargestellt als Figur? Sollten die Figürchen als Talismane dienen und erfüllten so die Funktion von Glücksbringern? Die Funktion einer "Großen Göttin" liegt also sehr nahe- der Symbolik der Frau als Leben hervorbringende Erde, bezieht man es auf die archäologischen Funde.
Tu-Njami (= Bokoj, Locia Amai, Togo Musun) ist die Mutter des Feuers in Sibirien. Man stellte sie sich als kleines, nacktes Mädchen vor, das allerdings stark genug war, die ganze Familie zu beschützen. Sie war die Ahnherrin der Frauen und wurde so an und in jedem Haus verehrt. Sie war die Göttin der Reinigung und des Heilens, die sich energisch für die Beseitigung von Leid und Schmutz einsetzte. Mit jeder Flamme brachte sie kleine Nachbildungen von sich selbst zur Welt, und so war auch sie eine fruchtbare Mutter und kümmerte sich um die Geburten.
Die Umaj ist bei vielen Völkern Sibiriens zu finden, als Geburtsgöttin wurde sie von fast allen verehrt. Bei den Chakassen lebte sie in der Plazenta, bei den Schoren beschützte sie die Neugeborenen, bei den Altaiern waren die heiligen Berge von nackten, großbrüstigen Frauen besetzt, und wenn ein Jäger es mit einer von ihnen zum Liebesverhältnis brachte, hatte er stets Glück bei der Jagd. Ob sie bei den "Herren" aus dem Altai somit besonders beliebt war und zu weiten "Pilgerreisen" ins Gebirge einlud, kann ich Ihnen leider nicht verraten.
Vilen (auch Wila, Samowila oder Samodiwa) sind die Wald-, Sturm- und Wettergeister der osteuropäischen Völker. Sie sind hellhäutige schöne geflügelte Frauen. Sie tragen glitzernde Gewänder und haben goldenes Haar, das ihnen bis zu den Füssen reicht. Tief in den Wäldern beschützen sie die Tiere und Pflanzen, reinigen die Flüsse vom Schotter und bringen ausreichend Regen. Soweit, so gut. Allerdings sollten sie als Jäger niemals ein Tier aus ihren Lieblingsherden töten, denn damit machen sie eine Vila wirklich wütend. Sie verstümmelt den Jäger sofort, oder aber sie lockt ihn in einen magischen Kreis (Pilz-oder Erdbeerkreise) und tanzt so lange mit ihm, bis er tot umfällt. Vielleicht ist der Vila auch gerade nach einem Felsrutsch zumute, oder aber sie bricht dem Jäger einfach so das Herz. Ein Haar sollte sie allerdings nicht verlieren, da sie sonst stirbt.
Die Vilen sind an einem Tag mit Nieselregen und Regenbogen Geborene, deshalb kennen sie alle Geheimnisse des Heilens und die Kraft der Kräuter. Sie können sich in Schlangen, Schwäne, Falken, Pferde, Wölfe oder Wirbelwinde verwandeln. Will Frau ihre Fertigkeiten erlernen, so muss sie Blutsschwesternschaft mit einer Vila erlangen.
Das geht so: Sie (natürlich nur Frauen!) gehen an einem Sonntag bei Vollmond und vor Sonnenaufgang in den dichten Wald, zeichnen mit einem Birkenzweig oder einem Besen einen Kreis, legen mehrere Pferdehaare, einen Huf und etwas Dünger hinein, stellen sich mit ihrem rechten Fuß auf den Huf und rufen nach der Vila. Falls sie erscheint, müssen Sie sie freudig als Schwester begrüßen, dann gewährt sie Ihnen jeden Wunsch.
Im Sinne des Tierwohls (ich wüsste nicht, wo es ethisch korrekte Hufe gibt und zu allem anderen möchte ich Sie nicht anstiften) machen Sie das bitte nicht nach.
Das die Vilen sehr inspirierend sind, zeigt das "Vilja- Lied" aus der Operette: "Die lustige Witwe" (Chorus: "Vilja, oh Vilja, du Waldmägdelein, fass' mich und lass' mich dein Trautliebster sein, Vilja, oh Vilja, was tust du mir an?
Bang fleht ein liebkranker Mann.") Eine wundervolle, moderne Version von Floor Jansen, der niederländischen Metal-Sängerin mit Opern-Ausbildung, finden Sie hier (Link zu Youtube). Sie präsentierte das Lied in der niederländischen Show "Beste Zangers" und widmete es Henk Poort, seines Zeichens Musical-Legende als "Phantom der Oper". So sind die wilden Waldfrauen der Slawen auch heute noch ein Thema der starken Frauen, die sich nicht alles gefallen lassen.
Die Weschtitze ist wieder so eine Dame, der sie nachts nicht begegnen wollten. Sie war eine alte Frau, die nachts ihren Körper verließ und im Körper eines Huhnes durch die Luft flog, um nach Menschenkindern Ausschau zu halten. Ihr ging es um die Kinderherzen, von denen sie sich ernährte. Die alten Slawen hatte also sogar eine weibliche Version des Kinderschrecks, um Kinder von nächtlichen Ausflügen abzuhalten.
Wlasca war keine Göttin. Sie war eine (mythologische?) Herrscherin Böhmens und könnte glatt im 21. Jh. wieder auferstehen- sie ist der Inbegriff für Emanzipation- und wie weit diese gehen kann! Nachdem die Böhmen mehr als eine Generation lang von Fürstinnen regiert worden waren, weigerten sich die Frauen, vom Zauberer Przemyslaw beherrscht zu werden. Unter der Führung der Kriegerin Wlasca tranken sie einen Zaubertrank, der sie skrupellos machte. Sie töteten dann alle Männer in ihrem Gebiet, auch die eigenen Liebhaber und Söhne. Dies war um das Jahr 690 n. Chr. Ihre Regentschaft dauerte sieben Jahre, bis der Zauberer Przemyslaw mit seinen Zaubermitteln die Festung zurück eroberte. Vorbei war es mit der Frauenpower... Da es hier sogar eine Zeitangabe und den Herrscher Przemyslaw in der Überlieferung gibt, sollte ich wohl einmal auf die Suche nach der historischen Quelle gehen. Da die Herrscherlisten allerdings erst im 9.Jh. ansetzen, gehört diese Dame wieder einmal zu den "verborgenen" Überlieferungen, die manchmal aus dem Dunkel der Geschichte an anderer Stelle auftauchen. Ob es eine Zeit gab, in der Böhmen von Frauen regiert wurde, wird sich also noch zeigen- und dann verrate ich es Ihnen bestimmt!
Wodni Panny sind slawische Wassergöttinnen, die den Menschen als wunderschöne, traurige Frauen in grünen, durchsichtigen Gewändern erscheinen. Sie lebten in den Flüssen in kristallenen Unterwasserschlössern. Zu ihnen gibt es viele sorbische Bezüge- vor allem die Töchter/Frau des Wassermanns sind sehr bekannt und werden noch ausführlicher betrachtet werden.
Zana war die Jagdgöttin der Balkanvölker. Ihre Symboltiere waren drei Ziegen mit goldenen Hörnern. Sie ist das beste Beispiel für eine Überformung durch Landbesetzung, denn die Römer setzten sie mit der Diana gleich, und so überlebte die römische Göttin als schöne Jagdgöttin, die Zana wurde fast vergessen und dürfte nur noch in Albanien als schöne Fee den Kriegern im Kampf beistehen.
Zima war für die Masuren die Mutter des Winters. Gefeiert wurde sie ähnlich der Marzana. Das Wort Zima bedeutet auch im Sorbischen "Winter".
Zonget ist die sibirische Göttin der Jagd. Sie befahl, welche Vögel und Tiere in die Fallen gingen, oder welche Fallen leer blieben und war somit auch die Göttin über die Jäger. Sie ähnelte einem Birkhuhn, weshalb sie der Vut-Imi oder der Kasum-Naj-Ekva sehr nahe steht.
Weitere Artikel zum Thema:
Einleitung: Sorbische Götter? Auf der Suche nach der sorbischen Ur-Identität
1. Teil: Slawische Göttinnen- in sorbischen Sagen?
2. Teil: Marzana, Zima, Morena - den Winter austreiben (oder Hexen verbrennen?)
3. Teil Weihnachts-Spezial: Weihnachten bei den Sorben- das Bože dźěćatko und sein Ursprung