Stadt: Freiberg
Eröffnet: Ersterwähnung 1430, Nutzung bekannt ab 1506
Größe: 63,8 ha
Besonderheit: Historischer Teil mit Fülle Kunsthistorisch wertvoller Grabmäler, das Älteste von 1676, Neuerer Teil mit "Entdeckungscharakter"...
Es gibt Tage, da denkt man sich nichts dabei, einfach mal ganz unvorbereitet mit dem Finger auf die Landkarte zu tippen und diesen interessant aussehenden Friedhof etwa 30 km entfernt aufzusuchen. Ja, es war einer dieser Sommertage im August, und hätte ich geahnt, wie lang mein Aufenthalt dort sein würde und auf was ich mich da "eingelassen" hatte- ich hätte wohl einen weniger heißen Tag gewählt. Zum Glück versagte die Kamera nicht und die Batterien spielten auch brav mit. Und die Regel Nr. 1, immer Wasser dabei zu haben, halten Gästeführer generell ein.
(Beachten Sie all dies, wenn Sie es mit dem Donatsfriedhof aufnehmen wollen- "mal eben nebenbei" sollten Sie es gar nicht erst versuchen wenn Sie leidenschaftlicher Fotograf sind.)
Also, los geht es, raus aus dem heißen Auto, durch das Tor an der Strasse "Am Ostbahnhof" direkt beim Krematorium. Es wird heute nicht mehr genutzt, aber als eindeutiger Bau der 1920er Jahre versprüht es ganz eigenen Charme und steht unter Denkmalschutz. Genau an dieser Stelle wusste ich schon-das wird wohl etwas länger dauern. Denn gleich hinter der Mauer empfing mich eine erste fotogene Schönheit. Und soweit das Auge reicht- ein grüner Parkfriedhof zum Verstecktes entdecken. Es war vielleicht nicht ganz falsch das ich, wie ich später herausfand, an der "weniger ansprechenden" Seite diese eigene Welt betrat, sonst wäre mir wohl viel entgangen.
Ein Friedhof, geprägt durch den Bergbau?
Der Donatsfriedhof ist wie jeder andere Friedhof auch geprägt durch die Menschen, die ringsherum leben. Das bedeutet in diesem Fall, das der Bergbau eine entscheidende Rolle im ehemaligen Christiansdorf des Mittelalters spielt. Hier wurde 1168 Silber gefunden, hiervon berichtet Sabine Ebert in ihrer Romanreihe "Die Hebamme".
Es lohnt sich, die Stadt zu erkunden, denn nur dadurch versteht man wohl auch, warum hier so viele Bezüge zur Bergakademie Freiberg und zum Bergbau schlummern.
Dies ist vor allem im Neuen Teil, der nach 1834 entstand, zu spüren. Familiengrabstellen zeugen hier durchaus vom Reichtum der Silberstadt und allein dieser Teil mit seinen späteren Ergänzungen ist nicht in 5 Minuten erkundet.
Es geht immer weiter... zurück in der Geschichte
"Ist denn noch nicht Schluss?" -ich hätte nie gedacht, das ich das mal auf einem Friedhof in Erwähnung ziehen könnte. Aber um die nächste Ecke herum kam dann dieses Tor, von dem ich annahm, das wäre der andere Ausgang. Kurz gesagt- hier fängt es nochmal an. Allerdings mit dem Älteren Teil! Eigentlich hätte ich es wissen müssen- Freiberg ist eine der ältesten Städte Sachsens, hier finden Sie einen der beeindruckensten gotischen Dome mit Goldener Pforte und ehemaliger Wettinergrablege - auch im Barock und im 19. Jahrhundert war diese Stadt reich und bedeutend. Dementsprechend verwirklichte man sich auf dem Friedhof mit eigenem Grabmal.
Das älteste erhaltene Grabmal überraschte mich besonders mit seinem sehr guten Erhaltungszustand. Es ist aus dem Jahre 1676 und das Motiv eines Engels, welcher ein Tuch mit der Lebensgeschichte des Toten ausbreitet, ist meines Wissens wenig verbreitet in Sachsen.
Es schließen sich gefühlt unendlich viele historisch wertvolle Grabmäler an, die hier wohl teilweise auch einen neuen Platz gefunden haben und somit eine Art Freilicht-Museum bilden.
Da taucht dann auch plötzlich ein Schilling- Relief auf, ein Sarkophag- Grabmal entpuppt sich bei der Recherche als Pettrich- Werk und ganz versteckt im "Ehrenhain" für den 1. Weltkrieg schlummert ein gefallener Soldat von Schreitmüller.
Und warum sollte man nicht auch mal Särge im Erdinneren auf einem Grab darstellen?- Ja, genau- ich war auch überrascht, ein derartiges Motiv jemals auf einem historischen Grabstein zu Gesicht zu bekommen!
Das mit dem "Erdinneren" sieht man an manchen Stellen allerdings und ich gehe davon aus, das dies nicht gewollt ist und vielleicht am Bergbau liegt, der gleich in der Nähe mit seinen Stollen in die Tiefe führt? Ich kann mir sonst nicht erklären, warum einzelne Grabsteine so wirken, als wären sie in die Erde "eingesunken" oder die Inschrift wäre etwas sehr tief angebracht. Das es durchaus zum Einsinken der Erde kommt, ist ja bei Gräbern recht normal (auch wenn es nicht passieren sollte...), allerdings fiel es mir hier vor allem bei einem großen, schweren Denkmal auf.
Da es sich um einen Gedenkstein handelt und nicht um eine wirkliche Grabstätte, dürfte es wohl kaum so große Hohlräume geben, die dieses Absinken verursachen könnten, das Gewicht des Steines und der nachgebende Boden könnten allerdings eine Erklärung sein- oder ist es etwa Absicht?
Womit wir wohl beim Ursprung der Geschichte wären- einem Stein, der einstmals auf weiter Flur gefunden wurde und den Ruhm der Silberstadt begründete. Mit einem derartig naturbelassenen Mahnmal zu schliessen, erscheint irgendwie stimmig für den Friedhof mit Überraschungscharakter.
Fazit für den Donatsfriedhof
Vielleicht lag es an den 34 Grad Celsius an dem Tag, das ich mich in manchen Momenten an Ohlsdorf erinnert fühlte- hinter jeder Hecke eine Neuentdeckung...
Ich möchte es diesmal bei diesen wenigen bildlichen Impressionen belassen, auch wenn das Archiv eine andere Sprache spricht. Fahren Sie doch selbst hin und staunen Sie -oder halten Sie die Augen auf dieser Webseite offen, vielleicht hat sich doch die ein oder andere Schönheit versteckt...