Schon länger fragte ich mich, wer diese Figurengruppe auf dem Inneren Matthäusfriedhof geschaffen hat- und welches "Liebespaar" sie darstellt. Nun, manchmal passiert es auch, das man die Symbolik falsch versteht...
Ein interessantes Buch, das mir auf dem Trödelmarkt unterkam, eröffnet nun ganz ungeahnte neue Erkenntnisse.
Viele Jahre wurde diese Figurengruppe, die im Jahre 1804 geschaffen wurde, Franz Pettrich oder zumindest seiner Werkstatt zugeschrieben, und auf den ersten Blick ist es auch ein ähnlicher Stil. Allerdings sollte man auch nicht erwarten, das die Stile einzelner Künstler um 1800 so stark voneinander abwichen, sodass man es ihnen so schnell ansieht wie später vielleicht einem Schreitmüller...
Dargestellt wird das Wiedersehen im Jenseits von Mutter und Sohn (!!!) das ich zugegebenermaßen nicht so ganz darin erkennen konnte.
Der Sohn, Friedrich Sigismund Schmid war bereits als Jüngling 1794 verstorben, die Mutter Rosine Marie Schmid folgte 1804, woraufhin das Grabmal enstand. Die Zeit passt auf Pettrich, und selbst der große Gurlitt nennt sie "im Stile Pettrichs" geschaffen. Gäbe es eine erhaltene Signatur, wäre das leicht zu beweisen...
Ullrich f. - Professor Sigismund hat es noch lesen können...
Nun gab es da allerdings Herrn Professor Sigismund, der als ein ausgezeichneter Kenner der Dresdner Kunstwerke aus dem frühen 19. Jh. galt. Laut seiner Sichtung gab es einstmals eine Signatur an der Skulptur, die als "Ullrich f." zu lesen war- und dies noch im Jahre 1930. Ob und wo diese Signatur noch vorhanden ist, entzieht sich mir gerade, entdeckt habe auch ich sie noch nicht (so wie auch Hans Geller 1955 vergebens suchte). Aber nehmen wir an, der achtenswerte Professor Sigismund, der wohl auch sonst sehr exakt gearbeitet hat, behält recht- dies wäre wohl das letzte bekannte erhaltene Werk des Künstlers Friedrich Andreas Ullrich! Da von diesem Künstler nur sehr wenig bekannt ist, möchte ich ihn hier kurz vorstellen.
Um 1750 wurde Friedrich Andreas Ullrich als Sohn eines Bauern in der Nähe von Meißen geboren. Nach der Lehre als Stuccateur bei Lindner in Dresden ging er nach Berlin zu Schadow und lernte dort Bildhauerei. Er gestaltete Modelle für die preußische königliche Porzellanmanufaktur, war dann auch kurz in Dresden und versuchte es anschließend in Paris. Seit 1798 ist er in Dresden nachweisbar und stellte z.B. 1805 eine Collossalbüste des Kurfürsten in Gips in der kurfürstlich sächsischen Akademie aus- mit mäßigem Erfolg. Ein Jahr später sieht es da schon besser aus und er kann mit 2 Büsten vom Mineralogen Werner und vom Maler Grassi überzeugen. Es folgten wenige weitere Werke, und bereits 1809 ging er nach Russland, in der Hoffnung dort an einer Eisengußfabrik in Moskau zu arbeiten (wohl als Entwerfender Künstler?). Im Jahre 1816 und somit nach dem Russlandfeldzug Napoleons galt der Künstler bereits, genauso wie seine Werke, als "verschollen".
Hoffen wir, das dieses Grabmal noch lange erhalten bleibt und somit auch an die kleinen Künstler erinnern kann, die es eben nicht zum großen Namen brachten und die die Geschichte - bis jetzt- fast vergessen hat!