Aktuelles zur Friedhofskultur und dem Diebstahl auf Friedhöfen

 

Vor einigen Tagen hatte ich ein sehr nettes Kennenlerngespräch mit Frau Heike Richter und Herrn Holger Hase vom Denkmalfort e.V.

 

Ich freue mich schon jetzt auf eine Zusammenarbeit in der Zukunft und werde über die Aktionen des Vereins sowie unsere gemeinsamen Erkenntnisse gern berichten.

  

Buntmetalldiebe kennen keine Tabus!

 

Dabei ist mir wieder einmal klar geworden, das wir leider in einer Welt leben, die eben nicht nur schön ist. Liest man sich allein die Meldungen zu den Friedhöfen der letzten Monate durch dann wird einem bewusst das der Diebstahl auf Friedhöfen anscheinend keine Pietät und keine Grenzen kennt. In den meisten Fällen sind vor allem Metallarbeiten wie Skulpturen und Zierteile sowie Zäune betroffen. 

 

Als Laie denkt man vor allem beim Figuren-Diebstahl zuerst an Kunstraub- vielleicht möchte jemand diesen schönen Engel weiterverkaufen. Das ist schon schlimm genug, aber leider ist das meist nicht der Fall.

 

Es geht um den bloßen Metallwert!

 

Die Kunstwerke werden zerkleinert und dann zu ein paar müden Euro gemacht, denn es ist bei weitem nicht das Material, was diese Figuren so wertvoll macht! Das ist nur ein Bruchbetrag des ideellen Wertes!

 

Die Täter fleddern also Friedhöfe, die Kriege überstanden haben, die ein Ort der Ruhe sein sollen und verschachern unwiederbringliche Kunst, um sich damit ein paar Euro zu verdienen! Dafür müssen sie natürlich erstmal herausfinden, wo sich etwas befindet und wie gut es gesichert ist. Und keiner weiß, über welche Kanäle sie dies alles tun- das Internet öffnet ihnen sicherlich auch so manche Erkenntnis-Tür.

 

Sie fragen sich vielleicht, warum die Friedhöfe ihre Kunstwerke dann nicht besser absichern, oder welcher Schrotthändler solche Ware annimmt. Nun- es ist immer das Geld um das es geht, und vielleicht sind sich Schrotthändler nicht immer bewusst, was da das Gewicht einer angenommenen Kiste ausmacht oder scheren sich nicht darum, woher das Metall stammt.

  

Zum anderen haben die Friedhöfe ein riesiges finanzielles Problem: es ist nie genug Geld da, um z.B. für die diebstahlsichere Aufstellung einer Figur mal eben über 1000 Euro zu finanzieren. Sie sind auf öffentliche Gelder der Stadt oder Spender angewiesen, und gerade die öffentlichen Gelder liegen katastrophal unter dem Betrag der nötig wäre, um historische Substanz zu erhalten und zu sichern!

Keine Bank sondern ein Grabmal- ist das die Lösung?
Keine Bank sondern ein Grabmal- ist das die Lösung?

Schweigen als Lösung?

 

Gefällt Ihnen das Hintergrundbild dieser Seite? Die schöne Büste?

 

Ich muss Ihnen leider mitteilen, das Sie dieses Bild so wahrscheinlich nie wieder in der Realität zu sehen bekommen werden, denn die Büste wurde Ende Mai gestohlen!

 

Als ich kurze Zeit vorher auf dem Alten Annenfriedhof unterwegs war ahnte ich nicht, das dies passieren könnte. Das Menschen so dreist sein könnten und mal eben auf einem Friedhof nicht nur ein Objekt einsammeln, das vielleicht nicht perfekt befestigt war, sondern das sie ganz bewusst Kunstwerke abmontieren und mit voll bepackten Taschen abziehen, sodass sie manchmal sogar Kleinteile beim Überstieg über die Mauer verlieren und dadurch Anwohner aufmerksam werden.

 

Vielleicht erfreut sich ein Kunstfreund nun auch an dieser Büste auf seinem Schreibtisch, es kann sich hier sogar um einen Auftragsdiebstahl handeln. Dann wäre dieses einzigartige Objekt wenigstens nicht in der Schrottpresse gelandet!

 

Es macht einen nachdenklich, woher die Täter wissen, wo sie etwas finden, und schnell kommt man auf das Internet als Quelle der Informationen. Es gibt tausende Bilder von Friedhofsskulpturen, wie leicht ist es da, zu schauen, wo das Grab ist und dann einfach mal "einpacken" zu gehen.

 

Blogs wie der meine, der dann auch noch Informationen zu den Hintergründen liefert, sind da eine Art Einkaufszettel. Zumindest fühlt es sich so an und ich war kurzzeitig am Überlegen, alles hinfallen zu lassen. Keine Informationen zu geben. Die Geschichte unserer Friedhöfe da zu lassen, wo sie bis jetzt meist schlummert- in Archiven, die sich aller Jubeljahre mal ein verrückter Mensch wie ich anschaut und die Mehrheit der Bevölkerung vergisst, was da noch war.

 

Damit packen wir unsere gesamte Kultur ad acta. Aus den Augen, aus dem Sinn... Und das ist die Lösung?

 

Vor allem-schützen wir dadurch wirklich Bereiche, die ganztags öffentlich zugänglich sind und somit auch ohne Online-Präsenz auffindbar sind? Oder sollten wir lieber gleich alles einschließen? Das kann nicht die Lösung sein!

 

Sicherheitskonzepte sind schön in der Theorie, aber damit sie funktionieren, müssen sie geheim bleiben. Ich werde Ihnen also niemals etwas dazu verraten, wie eine Sicherung aussieht und wo etwas installiert ist.

 

Wie berichtet man möglichst "Diebstahlsicher?"

 

Menschen müssen darauf aufmerksam gemacht werden, was sie um sich haben und was verloren geht, anders geht es einfach nicht. Also ist es auch berechtigt, öffentlich über die Geschichte der Friedhöfe, zu einzelnen Künstlern und Objekten und ähnlichem zu berichten. Es braucht auch visuelle Reize, um den Zusammenhang zu verstehen. Und vielleicht will man sich das Beschriebene auch selbst vor Ort ansehen, also wüsste man gern, wo es zu finden ist. Ich denke, die Mehrzahl der Menschheit denkt so und plant keine Diebeszüge.

 

Wie sieht dann also der Mittelweg aus? Gibt es den überhaupt? 

 

Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich zeige, um was es mir geht; das Wissen um das Wo es steht aber so schwer zugänglich wie möglich mache. Und wer meinen Blog etwas länger verfolgt, wird es bemerken- einige Texte und Bilder wurden geändert, auch wenn sie bereits vorher weit unter dem waren, was im Netz an Informationslage üblich ist. Dies bezieht sich vorrangig auf die gefährdeten Objekte und erfordert manchmal eben auch den kompletten Verzicht auf die Erwähnung, so traurig es auch ist.

 

Jahrelange Erfahrung mit Webseiten-Gestaltung und Google-Optimierung erweisen sich nun als hilfreich, allerdings habe ich noch nie Begriffe gemieden, um Dinge eben nicht so einfach auffindbar zu machen. Das Gegenteil all dessen zu tun, was man gelernt hat, ist auch eine Art Herausforderung.

 

 

Hermann Hettner Büste Diebstahl Alter Annenfriedhof Dresden. Bild: Susann Wuschko
Gestohlen Ende Mai 2020: Büste Hermann Hettners auf dem Alten Annenfriedhof Dresden. Wer Hinweise zum Verbleib hat bitte melden! Hier handelt es sich nicht um ein bisschen Altmetall, das ist eine unwiederbringliche Arbeit von Ernst Hähnel...

Veränderungen und Anpassungen auf der Webseite

 

Dieses kleine Regelwerk kam nun zustande und soll Ihnen helfen zu verstehen, warum Sie vielleicht manchmal genau die Information, die Sie suchen, nicht finden werden. Vielleicht öffnet es aber auch Gleichgesinnten die Augen, was man auf der eigenen Seite tun kann, um zu helfen:

  • Materialangaben meiden. Wenn eine Website 30 mal eine Metallart erwähnt, die besonders begehrt ist, wird sie wohl eher gefunden als wenn sie eben darüber schweigt. Menschen, die sich für dieses Thema wirklich interessieren können es auch erahnen oder sehen, um was es sich handelt.
  • Keine Ortsangaben bei entsprechenden Objekten. Dresden hat allein 58 Friedhöfe- und ich berichte auch nicht nur über Dresden... wenn Sie also plötzlich feststellen, das bei den Skulpturen aus Stein ein Friedhofsname steht, bei Anderen aber nichts erwähnt wird, hat dies Gründe und ist kein Säumnis von mir sondern pure Absicht. 
  • Auswahl der Fotos. Das schwierigste Kriterium- was darf man zeigen, wo hilft es den Dieben? Wenn ich vermeiden will, das Diebe den Standort herausfinden, muss ich so konsequent sein und auch die Darstellung des Einzelgrabs so wählen, das es eben nicht gleich sein Umfeld verrät. Das wird wohl in Zukunft zu so einigen interessanten Detailaufnahmen führen, die man wirklich nur dann identifizieren kann, wenn man schon davor steht oder selbst geschulter Friedhofsgänger hier in Dresden ist.
  • Bildbeschreibungen. Wenn ich etwas im Laufe der Jahre gelernt habe, dann ist es der Fakt, das die Bildbeschreibung für Google das Wichtigste ist. Auch auf die Gefahr hin, das meine Bilder nicht so gut auffindbar sind und eben nicht die tollen Views haben wie andere ist die Konsequenz eben die vage Bezeichnung an sich, die eben nicht Motiv, Ort und Künstler enthalten soll.
  • Auslassen von Objektnamen/Grabmalsbezeichnung. Wenn ein Familienname auf einem Grabmal es zu einfach machen würde, dieses Objekt schnell zu identifizieren entfällt dieser Name. Gerade bei Objekten mit einzigartigen Kunstwerken, bei denen es mir um den Künstler geht und nicht den Grabmalsbesitzer werden Sie feststellen, das die Texte zwar Hinweise für Kenner liefern (oder wenn Sie bereits davorstehen und den Namen selbst entdeckt haben), für die schnelle Suche nach dem Ort der Aufstellung aber nicht geeignet sind.
  • Aber manche Grabmäler sind doch sehr klar zu erkennen... Es gibt Ausnahmen auf dieser Seite- Bilder, die so schön sind, das ich sie Ihnen nicht vorenthalten will- Bilder von Objekten, die so bekannt sind und schon viele Male im Internet erscheinen oder so offensichtlich im öffentlichen Raum stehen, das ein Verstecken einfach keinen Sinn macht. Oder Persönlichkeiten, bei denen das Grab selbst in Wikipedia abgebildet ist und wo es absolut sinnfrei ist, daraus einen Krimi zu machen. Da ich mein Augenmerk auf die unbekannteren Themen lege, werden diese "prominenten Fälle" nicht die Mehrzahl sein. Sie sollen aber dazu einladen, die Friedhöfe für sich zu entdecken. Ihre Schönheit- und dann stolpern Sie vielleicht ganz nebenbei an einem Detail vorbei, das hier etwas versteckt auftaucht und wissen dann, was es damit auf sich hat... 

Wie Sie mehr erfahren...

 

Wenn Sie wie ich historisch unterwegs sind, dann werden Sie mehr wissen wollen als ich hier verrate. Vielleicht suchen Sie genau dieses Objekt, weil es etwas mit Ihrer Familiengeschichte zu tun hat. Oder sie interessieren sich für den speziellen Künstler. Es gibt viele Gründe, warum sich ehrliche Menschen für Kunst, Geschichte und Friedhofskultur begeistern.

 

Diese ehrlichen Menschen möchte ich nicht aussperren- ich möchte mein Wissen ja eigentlich nicht als Exklusivgut für mich behalten. Vielleicht werde ich eines Tages Führungen anbieten, aber das liegt in der Zukunft.

 

Sollten Sie schon jetzt eine Frage zum Thema haben- begründetes Interesse an einem Grab - wer weiß- dann scheuen Sie sich nicht, zu fragen! Ich bin bereits mit mehreren begeisterten Menschen in Kontakt und freue mich über Jeden, der sich am Wissensaustausch beteiligt. Vielleicht steht in Ihrer Stadt die gleiche Skulptur und Sie wüssten gern mehr dazu- vielleicht kenne ich aber auch diesen Standort noch nicht. Eine Sammlung solcher Informationen ist mir bisher nicht bekannt, da jeder Friedhof, jeder Ort und jede Region meist nur die eigenen Werke vor Ort kennt- gerade Ostdeutschland ist ein grauer Fleck, den es noch zu entdecken gilt, bevor wir alles aus Ignoranz verloren haben!

 

Ich freue mich über regen Austausch und hoffe, dieses Wissen all denen zur Verfügung stellen zu können die wie ich Interesse an der Sepulkralkultur haben! Ich hoffe, eines Tages wird diese als "normales" Geschichtsthema angesehen werden, das gleichberechtigt neben Musik-und Theatergeschichte oder sonstigen Themen steht...