Todesstrafen und Foltermethoden sind ein schönes Thema für gruselige Nachtwächterführungen, oder? Waren Sie schon einmal dabei, wenn der altertümlich gekleidete Herr mit Ihnen durch die Strassen einer Stadt zieht und Ihnen von den düsteren, alten Zeiten erzählt?
Da war das Foltern noch allgegenwärtig, Hexen wurden verbrannt und die Todesstrafe auf alle möglichen, blutig-barbarischen Weisen durchgeführt. Vierteilen, Herz rausreißen, köpfen- das waren noch Zeiten zum Fürchten! Zum Glück leben wir heute in so zivilisierten Gefilden mit Genfer Konvention der Menschenrechte, wo Ihnen Brutalität nur noch in irgendwelchen diktatorischen Drittländern widerfahren kann!
Ich freue mich für Sie, wenn Sie dieses stereotype Bild der gerechten, neuen Welt bisher glauben konnten und warne Sie vor- dieser Artikel ist weit weniger schaurig-schön, als es vielleicht den Anschein macht. Er ist wohl recht ehrlich und realistisch- und er macht nicht in der Vergangenheit halt...
Das Säcken- mit tierischen Begleitern ins feuchte Grab
Schon in der Antike entwickelte man die poena cullei, was soviel heißt wie die Strafe des (Leder-) Sackes. Sollten Sie damals einen Verwandten auf unschöne Art ins Jenseits befördert haben, wurden Sie mit ein paar Tieren (Schlange, Katze, Hund, Affe oder sonstiges) in einen Sack gesteckt und ins Wasser geworfen, bis sie ertranken.
Bis 1783 wurde diese Methode auch noch bei uns in Sachsen angewendet, wie der Fall einer Kindsmörderin am 18. Oktober 1709 zeigt. Sie wurde mit lebenden Katzen und Hunden in einen Sack gesteckt und vom Balken aus, der extra auf der Augustusbrücke für diese Strafe angebracht war, in die Elbe geworfen. Speziell Kindsmörder und Ehebrecher wurden auf diese Weise bestraft.
Die Wasserprobe- eine Form des gewaltsamen Untertauchens
Im Mittelalter entwickelt man, wohl aus dieser Strafe heraus, eine Form des Untertauchens, die man schon eher als "Folter" ansehen kann, es ging letztendlich um die Wahrheitsfindung, auch wenn man diese in Gottes Hände legte. Beim Verdacht der Hexerei wurde die Angeklagte (es waren ja eh immer die Frauen schuld...) unter Wasser getaucht- trieb sie wieder an die Oberfläche, war klar, das das reine Element sie abstieß und sie eine Hexe war. Ging sie unter- nun, dann starb sie eben in Gott! Schwimmen zu können war also nicht immer von Vorteil, es veränderte nur die Todesart von Ertrinken hin zu Verbrennen...
Weitere Formen des Untertauchens sind meist aus Piratenfilmen bekannt: Kielholen, über die Planke gehen und derlei Arten liegen als Strafe nahe, wenn man das Element so direkt verfügbar unterm Schiff hat.
Von der Strafe zur Folter
Bisher waren all die genannten Vorgehensweisen mit dem einen Ziel verbunden: dem Tod des Angeklagten oder zumindest der Strafe für ein Vergehen.
Die Folter zielt auf etwas völlig Anderes ab: Sie sollen dabei nicht sterben, sie sollen etwas gestehen. Ihr Wille soll gebrochen werden. Man zeigt Ihnen, wer der Herrschende ist und in welcher Position Sie sich befinden. Das ist eine andere Psychologie, die scheinbar erst mit der Neuzeit aufkommt. Vor allem die psychologische Form der Folter ist etwas, das das Mittelalter noch nicht kannte. Man hätte körperlich gestraft, aber die Seele war unantastbar- das war Sache Gottes!
Sich über einen anderen Menschen zu erheben und ihn zu brechen wird zu einer Kunst, die vor allem erst seit der Hexenverfolgung auftaucht. Liest man sich den Hexenhammer mal durch wird klar, woher diese Psychologie stammt. Die kirchlichen Autoren leben dort ungehemmt ihre wildesten Fantasien über die Schlechtheit des Weibes an sich aus. Die Psychologie der Folter- der Spass daran, wenn man es denn so nennen darf, entsteht erst im 16. Jh. - und er breitet sich wie ein Flächenbrand über die zivilisierte, westliche Welt aus.
Die perfide Kunst des Fast-Ertränkens
Die Foltermethode des "Schwedentrunks" ist wohl der Auslöser für eine folgenreiche Erkenntnis. Was mit dem zwangsweisen Einflößen großer Wasser- oder ekliger Flüssigkeitsmassen begann, um entweder zu töten oder zu foltern und eigentlich eher dem anschwellenden Magen gewidmet war, zeigte schnell einen Nebeneffekt. Der Bestrafte kann nicht atmen und eventuell eintretende Flüssigkeit in die Lunge löst eine Reaktion aus, die keine andere Foltermethode schafft: Todespanik bei vollem Bewusstsein.
Sie werden denken: man bekommt doch auch Panik, wenn man anderweitig gefoltert wird. Nun, der erste Unterschied zwischen der "echten" Folter mit Blutvergießen und allen brutalen, schmerzhaften Eingriffen und der Wasserfolter ist der, das sie unsichtbar ist.
Die Folter des Untertauchens, des Fast-Ertränkens oder wie man es nennen möchte, ist eine "weiße" Folter. Sie ist nicht nachweisbar, sie kann mit einfachsten Mitteln angewendet werden- und sie kann immer wieder, jederzeit, wiederholt werden. Sie wissen nicht, wie lange ihr Folterknecht Ihnen die Luft nimmt, wissen nicht, ob Sie das überleben können- und nein, sie fühlen keinen offensichtlichen, lokalen Schmerz.
Ihr Körper wird völlig außer Kontrolle geraten, die pure Panik und Todesangst bringt ihr Herz zum Rasen. Und im Unterschied zu einer schmerzhaften Folter wie den Beinschienen wird Ihr Körper Eines gewiss nicht tun: abschalten. Körperlicher Schmerz ist eine Warnung, und der menschliche Körper ist so geartet, das er mit Ohnmacht oder einer Art Schock reagiert, der den Schmerz unterbindet (das kennen Sie, wenn Sie sich verletzen- es tut erstmal gar nicht so weh...).
Dieses Abschalten wäre aber beim Ertrinken fatal- so lange es geht, wird Ihr Körper um Sauerstoff kämpfen und bei Bewusstsein bleiben. Sie können erstmal die Luft anhalten- aber wie lange? Der erste Versuch eines Atemzuges und die Erkenntnis, das da keine Luft ist, sondern Wasser, das in die Lunge kommt, löst Panik aus, die ganz schnell in Todesangst umschlägt. Und wenn diese Situation von einem anderen Menschen ausgelöst wird, sie von seinem Wohlwollen abhängig sind und Ihr Leben in seiner Hand ist, dann ist das eine Erfahrung, die jegliche Form der körperlichen Folter schlägt. Denn ab diesem Punkt geht es nur noch um Eines: Die Macht über den Tod.
Die größte Angst fast aller Menschen ist es wohl, zu sterben- die Kontrolle über das eigene Überleben zu verlieren, und so ist die Wasserfolter die perfideste Art, Ihnen Angst zu machen. Sie denken bis zu dem Moment, wo es beginnt, das dies ein Scherz ist, weil es so harmlos aussieht. Aber ihr Kopf- ihre völlig eigenständig reagierenden Sinne werden Sie eines Besseren belehren- Sie haben in dem Moment verloren! Und es wird Ihnen nicht vergönnt sein, in Ohnmacht zu fallen- die derzeit weltweit angewendete Form der Wasserfolter namens "Waterboarding" ist so ausgefeilt, das sie immer wieder an den Punkt getrieben werden, den ich gerade beschrieben habe- man will nicht, das Sie ohnmächtig werden und wird Pausen einlegen.
Wenn dies jetzt doch etwas zu heftig für Ihre Gefühle war, dann kann ich Sie verstehen. Nur selten bekommt man eine Beschreibung dessen, was da zwischen Opfer und Täter-wenn man es so nennen will- passiert, zu lesen. Gern wird da medizinisch abgearbeitet, was eigentlich pure Psychologie ist. Und warum dies so ist und so wenig über die psychische Seite dieses Erlebnisses gesprochen wird, liegt auf der Hand- man fragt selten Strafgefangene, was sie dabei fühlten... und auch meine Beschreibung ist nicht von einem Strafgefangenen, entspricht aber der Realität. Zur "Quelle" erfahren Sie am Ende des Textes etwas.
Terror bekämpft man mit Terror!
Nach den Anschlägen von 9/11 war in den USA nichts mehr so wie vorher. George W. Bush sah sich gezwungen, den Terror mit allen Mitteln zu bekämpfen. Welche Folgen das für die Welt hatte, wissen wir heute.
Aber was in den US-Gefängnissen mit den Verdächtigen gemacht wurde, die man gefasst hatte, das wurde uns in Europa lieber lange Zeit verschwiegen oder verharmlost. Es ist völlig verständlich, das man Terroristen oder solche, die man erstmal verdächtigt, nicht mit Samthandschuhen anfasst- nach den Anschlägen war der Schock so groß, das man wohl auch als Justizbeamter oder Gefängniswärter eine Schwelle erreicht hatte, die einen hemmungsloser machte. Dies ist aber kein Freischein zur staatlichen Erlaubnis der Folter.
Genau das passierte aber. George W. Bush ermächtigte die CIA zu "erweiterten oder verschärften Verhörtechniken". Dabei war man sich nicht immer einig, ob Waterboarding überhaupt eine Folter sei. Ich überlasse es Ihnen, anhand dieser Beschreibung einzuschätzen, ob dies eine simple Verhörtechnik oder eine seelische und körperliche Folter ist:
"Zur Anwendung des Waterboardings wird der Gefangene so auf eine Bank gebunden, dass seine Füße gegenüber dem Kopf erhöht sind. Der Kopf des Gefangenen ist zur Bewegungsunfähigkeit fixiert; und ein Vernehmer legt ein Tuch über Mund und Nase des Gefangenen, während er kontrolliert Wasser auf das Tuch gießt. Die Atmung wird für 20 bis 40 Sekunden unterbunden; und die Methode erzeugt das Gefühl von Ertrinken und Ersticken.“
– CIA OIG: Special Review 2007, S. 15
Dies wäre die offizielle Vorschrift, wie diese Anwendung durchzuführen sei. Sie wurde an einem der Terrorverdächtigen über 80mal angewendet. Und nicht jedes Verhör hielt sich an die Regeln. Erst 2014 wurde bekannt, das man die Wasserfolter ausweitete und mindestens 2 Beschuldigte mit dem Kopf so lange komplett unter Wasser gedrückt wurden, bis sie zu ersticken drohten.
Erst im Jahre 2007 sollte sich nach sehr viel Kritik aus dem Ausland etwas ändern und das Waterboarding wurde von der Liste der anzuwendenden Verhörtechniken genommen. Der republikanische Senator John McCain bezeichnete es zum ersten Mal als das, was es meiner Meinung nach ist: eine Scheinhinrichtung (mock execution).
"Waterboarding ist schön, aber es ist noch längst nicht genug."- aus der Wahlrede eines US- Präsidenten
Nachdem Barack Obama die Folter in den US-Gefängnissen ausgesetzt hatte und wenigstens versuchte, den Genfer Konventionen für Menschenrechte einigermaßen gerecht zu werden, fühlte sich der derzeit amtierende US-Präsident Donald Trump natürlich genötigt, in seinem Staat aufzuräumen und es den bösen Feinden der amerikanischen Demokratie richtig zu zeigen. Er erklärte in einer Wahlrede, das Waterboarding noch längst nicht genug sei und er "noch viel Schlimmeres" planen würde.
Das war 2017, und seitdem hat sich so einiges in den Positionen der US-Regierung verschoben. Kritiker dürften gehen, Dokumente tauchen immer wieder mal auf und verschwinden. Und bei all dem wird man das Gefühl nicht los, das ganze Ausmaß dieser Foltermethode, die von den USA gern mal unzivilisierten Staaten mit Terrorregime vorgeworfen wird, im gelobten Land nicht wahrnehmen zu wollen.
Der Fall Melvin L. Morse- Nahtoderfahrungen bei Jugendlichen auf die Spitze getrieben
Er galt als einer der "Besten Ärzte Amerikas", war bei Oprah Winfrey und Larry King zu Gast und schrieb Bücher, die noch heute eine ganze Jüngerschaft an Gläubigen haben. Diese Bücher tragen so schöne Namen wie "Closer to the light" oder "Transformed by the Light: The Powerful Effect of Near Death Experiences on People's Lives". Er machte Menschen Hoffnung, das es da ein Licht am Ende des Tunnels gibt und forschte vor allem im Bereich der Nahtoderfahrungen von Kindern und Jugendlichen.
Im August 2012 verdüsterte sich dieses Bild des als Spezialist des Nahtod-Erlebnisses angesehenen Mediziners. Ein Vorfall vor seinem Haus machte die Behörden aufmerksam- er hatte seine Stieftochter über den Gehweg gezerrt und das damals 11-jährige Mädchen hatte versucht, zu flüchten.
Die Aussagen des Mädchen zeigten plötzlich das Ausmaß jahrelanger Misshandlung. Essensentzug, Zwangsernährung und Einsperren gehörten dazu. Und eine Foltermethode, die mich auf diesen Arzt aufmerksam machte: Waterboarding. Er soll seine Stieftochter mehrere Male mit dem Kopf in die Spüle gehalten haben, ihr Wasser in die Nase laufen lassen und es sogar "Waterboarding" genannt haben. Die Verteidigung stellte es so dar, das er ihr nur Erbrochenes aus den Haaren waschen wollte. Dabei hielt er ihre Arme fest.
Er ist mittlerweile wieder auf freiem Fuss, doch eine Frage steht im Raum.
Wo ist die Grenze zwischen "praktischen Gründen", wie sie Dr. Morse darstellen will und Folter? Ein Spezialist im Bereich der Nahtod- Erfahrung weiß genau, welche psychologischen Reize dieses Tun auslöst- und dies als falsche Darstellung des Kindes darzustellen, strotzt vor Hohn. Es gibt Vermutungen, das dies auch Teil seiner Tests war- ein Kind an den Rand des Todes treiben und zu sehen, welche Folgen es hat. Und eins ist sicher- mit all den anderen Methoden, die er der Stieftochter antat, war diese Art von Behandlung eine Folter mit Todesangst!
Sollte Ihnen jemals ein Buch dieses Arztes in die Hände fallen oder Sie stoßen auf andere Autoren mit zweifelhaften Methoden der Beweisführung wäre ich und sicherlich auch die misshandelten Menschen dankbar, wenn Sie es nicht als neue Heils-Bibel der paranormalen Wissenschaft aufnehmen! Solche "Experimente" verhöhnen jedes Opfer und zeigen nur eines: wie perfide die Gier nach Wissen sein kann!
Der persönliche Grund, warum ich diesen Artikel schrieb...
Bereits zu Beginn meiner Reise zur Sepulkralkultur deutete ich an, das es da ein Erlebnis gab, das mich straucheln ließ- das mich aus der Bahn warf und durch mein Leben begleitet.
Wenn Sie diesen Artikel aufmerksam gelesen haben, wird Ihnen etwas aufgefallen sein: die Beschreibung dessen, was beim Fast-Ertränken passiert. Die Psychologie eines solchen Übergriffs- sie ist keine Analyse einer wissenschaftlichen Auswertung. Und es brauchte 30 Jahre, um es in Worte zu fassen und den Mut aufzubringen, so offen darüber zu schreiben. Aber vielleicht hilft es anderen Menschen, die durch etwas ähnliches gingen oder einfach nur, um zu verstehen, was in dieser Welt falsch läuft. Schweigen ist keine Lösung...
Was einem Kind passiert, begleitet es das ganze Leben- was man Ihnen antut- bewusst oder völlig unbewusst- können Sie nicht vergessen. Sie können es geheim halten, Sie können es so weit verdrängen, das Sie es kaum mehr wahrnehmen- bis es plötzlich ausbricht und Sie völlig hilflos sind. Aber glauben Sie mir: Sie werden nie vergessen, wer die Macht über Leben und Tod in diesem einen Moment hatte!
Doch um diese Geschichte positiv enden zu lassen: Der einzige Feind der Menschheit ist sie selbst - vor dem, was danach kommt, brauchen Sie sich wirklich nicht fürchten! Bleiben Sie neugierig...