"Er ist von uns geschieden, ein Pilgrim uns voran. Auch wir, die noch hinieden, ziehn einst die letzte Bahn..."
(aus einem Choral der Herrnhuter Brüdergemeine)
Das Leben ist eine Wanderung auf einem unbekannten Weg, der mit dem Tod sein Ziel erreicht. So gilt es seit Jahrhunderten und das Motiv des Pilgers oder Wanderers fand somit auch Einzug in die Grabsymbolik. Oberflächlich betrachtet erscheinen sie alle zu ruhen- die Wanderer mit ihrem Stab. Manch einer trägt die Flasche, die ihm auf seiner Reise gute Dienste leistete noch bei sich, andere legen Ihren Hut ab- womöglich auch ein Zeichen des Übergangs und des Angekommen seins?
Je mehr Pilger oder Wanderer ich entdecke, desto verschiedener erscheinen sie mir. Manch einer wendet mir plötzlich den Rücken zu, der andere klopft an die Tür des Himmels. Nicht immer wirken sie nachsinnend und traurig, vielleicht will manch einer sogar sagen, er hat sein Ziel erreicht.
Aufgrund der Fülle der Wanderermotive auf den Friedhöfen der Welt möchte ich mich hier auf diejenigen beschränken, die mir auch wirklich persönlich begegnet sind. Ich freue mich aber wie immer über Hinweise zu "Zwillingen" auf anderen Friedhöfen.
Der Beginn einer Wanderer-Suche
Dieser Wanderer ist auf einigen Friedhöfen zu finden, und gern würde ich Ihnen verraten, wo dies überall ist, da die Forschung danach auch für mich spannend war.
Leider gilt aber auch hier das Buntmetalldieben nicht auch noch geholfen werden darf und die Auflistung der Funde nur auf Nachfrage und für Menschen mit triftigem Forschungsgrund und ehrlichen Absichten zugänglich sein soll.
"Der Hirte"
Linkes Bild:
Grabmal Johann Czaplewski und Familie (Fabrikbesitzer)
Erstbestattung: 1941
Rechtes Bild: Bischof (oder Mönch?) in nachdenklicher Haltung
Grabmal Eduard Merzinger (1872-1932)
Entwurf: Hans Dammann
Weitere Sichtungen:
- Friedhof Ohlsdorf Grabmal Lindemann Bischof (oder Mönch?) in nachdenklicher Haltung aus Muschelkalk
- Friedhof Tonndorf in Hamburg
- Hauptfriedhof Kassel (hier ohne Stab, dafür Zeigefinger linke Hand ausgestreckt)
- Friedhof Schmargendorf in Berlin Familiengrab Engel (aus Stein)
Familiengrab Barth
Weitere Sichtungen:
Die Figur ist wohl öfters gefertigt worden, da mir bereits ein zweiter begegnet ist- und es werden sich wohl in Zukunft noch einige "Zwillinge" finden.
Äußerer Plauenscher Friedhof
Familiengrab
Entwurf: August Schreitmüller
Jahr der Grabsetzung: 1901
Urnenhain Tolkewitz
Familiengrab Propfe
Erstbestattung 1930
Weitere Sichtungen:
ähnliche Figur auf Leipziger Südfriedhof von Selmar Werner (lt. Buch: 100 Jahre Krematorium und Urnenhain Dresden-Tolkewitz). Da ich für diesen Wanderer allerdings August Schreitmüller als Künstler gefunden habe zweifle ich an der Richtigkeit der Angabe und nehme an es handelt sich in Leipzig um den typischen bekannten Wanderer von Werner.
Johannisfriedhof Dresden
Familiengrab Torges und Jordan
Entwurf:
Material: Marmor (?)
Familiengeschichte:
Das Grab verrät sehr viel über die Familiengeschichte und erwähnt Max Jordan als Ehemann von Hedwig Torges. Für die Dresdner Industriegeschichte ist dieser sehr interessant, handelt es sich dabei doch um den Sohn Gottfried Jordans, der wohl besser als Schokoladenfabrikant Jordan, zusammen mit Timeus, bekannt ist. Max Jordan wurde 1837 geboren und machte sich vor allem als Kunstgeschichtler einen Namen. Unter anderem leitete er das städtische Museum in Leipzig, lebte später in Berlin war Direktor der königlichen Nationalgalerie. Als seine erste Ehefrau 1895 verstarb zog er sich aus der Arbeit zurück und heiratete eben jene Hedwig Torges, die auf dem Grab verzeichnet ist. Er stirbt 1906 und ist heute nach Umbettung in der Zeit des Nationalsozialismus (Einebnung Friedhof in Schöneberg) auf dem Südwestkirchhof Stansdorf begraben.
Knieender Pilger
Grabmal für Egmont Schaffrath (Jurist) und Familie
Entwurf:
J. Schurig (1902 Dresden)
Ausführung: A. Milde Co. Dresden
Relief Ruhender Pilger
Familiengrab Lessel
Entwurf: Ad. Rehm (Adolf Rehm ?)
Erstbestattung/Reliefausführung: 1909
Das Familiengrab könnte durch die Signatur des Künstlers (die man dank eines Rückschnitts jetzt im Herbst erst wieder zu sehen bekommt) von einigem kunsthistorischen Wert sein, gibt es doch zu Adolf Rehm kaum Informationen. Er wurde am 13. Juni 1867 in Wildenfels in Sachsen geboren und war Kunstgewerbler und Bildhauer in Dresden Blasewitz. Er wird als Schüler von Johannes Schilling erwähnt. Er entwarf u.a. Genrefiguren für die Porzellanmanufaktur Meissen (z.B. Knabe mit 2 Gänsen), die von der Manufaktur (wohl die Entwürfe) von 1896-98 gekauft wurden. Seine Spur als Künstler verliert sich 1934. Ein weiteres von ihm gestaltetes Grabmal "Brandes" befindet sich auf dem Urnenhain Tolkewitz.
Durch eine weitere Eintragung in Ancestry bin ich allerdings auf den Vermerk gestoßen, das es ein Grab eines Adolf Rehm, geboren am 13. Juni 1867, gestorben am 20. April 1952 auf dem Johannisfriedhof geben soll. Dies gilt es natürlich jetzt zu überprüfen...
Wer die Familie Lessel war ist nur schwer zu ermitteln, allerdings lebte laut Adressbuch des Jahres 1896 ein Emil Lessel als Rentner auf der Marschallallee 9. Diese heißt heute Händelallee und liegt direkt am Blasewitzer Waldpark. Das Haus Nr. 9 wurde leider 1945 zerstört, in diesem Fall sind vielleicht die Nachbarn ein Hinweis darauf, in welchen Kreisen die Lessels lebten- Villa Kraft (Händelallee 8) sowie Villa Königsheim (Händelallee 10) sowie weitere Gebäude der ehemaligen Marschall-Allee bieten ein weites Themenfeld der Forschung.
Trinitatisfriedhof
Grabstelle Sitzmann (Patenschaft gesucht)
Entwurf und Ausführung: Paul Hempel Dresden Tolkewitz
Friedhof Weisser Hirsch
Familiengrab Müting
Entwurf: Paul Hempel
Loschwitzer Friedhof
Pilger vor der Himmelstür
Grabmal für den Maler Eduard Leonhardi
Entwurf:
Prof. Robert Henze (1887)
Ausführung:
Franz Schwarz (1905)
Material:
Marmor
Lutherkirchgemeinde Radebeul-Ost