Künstlernamen in den modernen Zeiten des Internets zu suchen kann wirklich spannend sein- und dank Deutscher Fotothek gibt es da öfters interessante Funde. Ich wollte gern wissen, wer der Künstler ist, der diesen Wanderer gestaltete und ob er noch mehr Grabmalskulpturen geschaffen hatte.
Das ergab die Suche...
https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/32026626
Erneut stieg die Hoffnung auf, das es das Grabmal 1. noch gibt und 2. ich es schon fotografiert habe. Und ja, ich wurde schnell fündig. Da der St.-Pauli-Friedhof wohl irgendwann nicht mehr existent sein wird und wohl noch nicht ganz klar ist, was mit diesen Grabmälern passieren soll, hoffe ich, ein klein wenig gegen das Vergessen angehen zu können, indem ich hier 2 Arbeiten Max Hermann Fritz´ zusammenbringe, die man ihm vielleicht nicht auf den ersten Blick zuordnet und zugleich die Familie erkunde, für die dieses Grab einst gestaltet wurde.
Das Grabmal der Familie Flössner - ein kleiner Einblick in die Dresdner Wirtschaftswelt um 1900
Viele Dresdener Friedhöfe sind geprägt von den historischen Wandgräbern der Großindustriellen, der Adelsgeschlechter und Neureichen. Ein Grabmal wie das der Familie Flössner war Statussymbol einer Familiendynastie. Aber wer waren die Flössners?
Um das herauszufinden gehen wir zurück in das Jahr 1884 und zur Gründung der Dresdner Konservenfabrik Wachs & Flössner, Sitz Kötzschenbroder Strasse 24/26. Der Hauptanteil der Firma scheint in den Händen von Carl Hermann Wachs gelegen zu haben, Hugo Oswin Flössner wird als Großkaufmann und Konsul im Familienstammbaum genannt, und aufgrund seiner Lebzeitdaten (geb. 1843 in Pröda bei Meissen, gest. 1933 in Dresden) und der Grabinschrift als Kommerzienrat kann man wohl davon ausgehen, das er der Mitbegründer der Firma war. Bisher habe ich dazu aber leider keine Bestätigung anderer Autoren gefunden.
Besonders interessant ist der Fund aufwendig gestalteter, großformatiger Gründeraktien aus dem Jahre 1901 vor wenigen Jahren im Reichsbankschatz der ehemaligen Reichsbank in Berlin, die vorher auf dem Markt kaum bekannt waren und vor allem regionalhistorisch großen Wert haben. Es wurden 550 Exemplare gefunden, das Grundkapital der Firma war aber ausschließlich in Familienbesitz.
Carl Hermann Wachs, der Firmenpartner, ließ sich im Jahre 1886 die Villa "Trinkl" an der Großenhainer Strasse 241 erbauen,die allerdings 1909 bereits einen neuen Besitzer hat. Der Name geht auf einen noch späteren Besitzer namens Trinkl zurück.
Die Firma Wachs & Flössner war zu DDR-Zeiten als VEB Kofa Dresden als Produzent von Gemüsekonserven u.ä. tätig.
Schaut man also mal ganz lapidar auf die Geschichte zurück, hat dieses Prunkgrab eine Familie errichtet, die mit Gurken und Obst einwecken reich wurde...
Wer war Max Hermann Fritz?
Der Künstler wurde 1873 in Neuhaus in Thüringen geboren und war seit ca. 1898 in Dresden tätig. Er war spezialisiert auf Tiermotive und entwarf auch für die Meißner Porzellanmanufaktur.
Mehr zu seinen Werken erfahren Sie auf dieser externen Seite:
Die Auflistung der Grabmale auf dieser Seite ist vielleicht eine kleine Hoffnung, noch mehr Skulpturen von ihm zu finden (Dresden, Zittau, Aue, Radebeul, Liegnitz), zeigt aber auch hier wieder, das die Grabmalskunst als weniger wertig in der Vergangenheit betrachtet wurde- denn welchen qualitativen Unterschied macht es, ob eine Figur in einem öffentlichen Park steht oder auf einem öffentlichen Friedhof, wo sie meist sehr viel persönlicheren Bezug hat?
Hoffen wir, das sich dieses "ferner liefen" der Grabmalplastik in Zukunft ändert. Da ich speziell dazu beitragen möchte, diese unbekannte Seite der Künstler zu zeigen, möchte ich auch hier die Biographie des Künstlers und seine bekannteren Werke anderen überlassen. (siehe dazu Lesetipp am Ende des Artikels)
Weitere Funde zu Max Hermann Fritz:
Johannisfriedhof Dresden
Familiengrab Spengler
Genius mit gesenkter Fackel
Johannisfriedhof Dresden
Grabmal
Auf einem Dresdner Friedhof
Grabmal Fanny Zieger
Signatur auf Medaillon: Hermann Fritz
"Unter diesem Stein ruht eine Welt voll Liebe."
Neu:
Grabmal der Familie Köhne auf dem Trinitatisfriedhof
Charlotte Köhne war eine Schwägerin von Max Hermann Fritz und hatte 2 Kinder verloren.
Mein Lesetipp:
An dieser Stelle möchte ich Ihnen einen interessanten Internetartikel einer Dame aus Lichte empfehlen, die sich intensiv mit den Porzellinern dieser Gegend beschäftigt und mich auf das Grabmal der Familie Köhne brachte.
Den sehr umfangreichen Artikel zu Max Hermann Fritz finden Sie hier.